Bei der Spirometrie inklusive Tiffeneau-Test (Spirometrie qualitativ) können verschiedene Werte gemessen werden:

Zu Beginn der Exspiration wird der PEF gemessen, gefolgt von MEF 75, 50 und 25. Bei allen Ventilationsstörungen ist das FEV1 erniedrigt. Bei einer Restriktion ist der Tiffeneau-Index normal und die Vitalkapazität erniedrigt. Die Graduierung der Restriktion erfolgt über die VC max. Bei einer Obstruktion ist der Tiffeneau-Index vor Broncholyse erniedrigt und die Vitalkapazität normal (Ausnahme Emphysem mit Residualvolumenerhöhung und konsekutiver Reduktion der Vitalkapazität). Die Parameter der Atemstromstärke PEF und MEF sind alle erniedrigt. Die Graduierung der Obstruktion erfolgt über das FEV1 oder den Atemwegswiderstand (nur in Bodyplethysmographie messbar), dabei werden die postdilatatorischen Werte (also nach Broncholyse) verwendet. Wer mehr wissen möchte ...

Der Tiffeneau-Index (FEV1 / VC max) ist entscheidend für die Unterscheidung Obstruktion oder Restriktion. Bei beiden ist das FEV1 erniedrigt.

Bei der Obstruktion liegt die Ursache in den Atemwegen. Es steht zwar ein normales Lungenvolumen zur Verfügung. Dieses kann aber nur langsam ausgeatmet werden. Darum kann in einer Sekunde nicht so viel wie bei Gesunden ausgeatmet werden. Die Vitalkapazität ist durch die bronchiale Obstruktion nicht beeinflusst. Ein erniedrigtes FEV1 bei einer normalen oder leicht erniedrigten VC ergibt einen erniedrigten Tiffeneau-Index (< 80% vom Soll). Anmerkung: Im Gegensatz zur Einteilung der Obstruktion mittels Spirometrie empfehlen die aktuellen GOLD-Leitlinien zur Diagnostik der COPD einen absoluten Grenzwert des Tiffeneau-Index

Bei der Restriktion wird in der 1. Sekunde weniger Volumen ausgeatmet, weil alle Lungenvolumina gleichmäßig vermindert sind. Ein erniedrigtes FEV1 durch eine gleichermaßen erniedrigte VC ergibt einen normwertigen Tiffeneau-Index (> 80% vom Soll) wie beim Gesunden.

Kommt bei einer Obstruktion ein Emphysem hinzu, erhöht sich das Residualvolumen häufig auf Kosten der VC. Der VC-Abfall ist jedoch geringer als der FEV1-Abfall, so dass der Tiffeneau-Index weiterhin < 80% vom Soll beträgt. Das Emphysem kann bei Obstruktion und erniedrigter VC nur vermutet werden, allerdings ist ein typischer Emphysemknick ein starker Hinweis. Zum Beweis ist eine Bodyplethysmographie notwendig (Residualvolumen). Eine isolierte Erniedrigung des MEF 25 lässt auf eine Obstruktion der kleinen Atemwege schließen, da die letzten 25% der Vitalkapazität beim Ausatmen aus den untersten Atemwegen (Bronchiolen) stammen.

Dyspnoe, Verdacht auf obstruktive oder restriktive Ventilationsstörung.

Die Normwerte werden alters-, geschlechts- und größenabhängig berechnet. Es wird dann auch immer der Prozentwert vom Soll angegeben, anhand dessen die Graduierung erfolgt. Normal sind Werte zwischen 80-120% vom Soll. Die Obstruktion wird mittels des FEV1 postdilatatorisch oder mittels des Atemwegswiderstandes sRaw postdilatatorisch (nur in Bodyplethysmographie messbar) graduiert, die Restriktion mittels der VC.

31-jährige Frau. Befund: Unauffällige Ventilation.

71-jähriger Patient. Tiffeneau-Index mit 93% vom Soll in Norm, FEV1 mit 53% vom Soll erniedrigt. Befund: Mittelschwere Restriktion mit einer auf 58% erniedrigten VC max (hier FVC).

67-jährige Patientin. Tiffeneau-Index vor Broncholyse 38% vom Soll (Obstruktion, links). FEV1 nach Broncholyse 25% (rechts).

Befund: Sehr schwere Obstruktion ohne signifikanten Broncholyseerfolg. Nebenbefundlich VC vor Broncholyse leicht erniedrigt (links), danach in der Norm ⇒ V.a. Air Trapping und Emphysem (Residualvolumen).