Göttingen. Janis Pochert schiebt sein Fahrrad an den Fahrbahnrand des Rosdorfer Wegs. Neben ihm brausen Autos mit gut 50 Kilometern pro Stunde vorbei, Busse, Lkw. Der Rosdorfer Weg ist eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Verbindung zwischen Göttingen und Rosdorf – und in den Augen Pocherts ist er auf gut 300 Metern zwischen Rosdorfer Kreisel im Westen und der Kreuzung mit Wiesenstraße und Brauweg im Osten eine einzige große Gefahrenquelle.

Als er die Tageblatt-Top-10 der nervigsten Ampeln in Göttingen gelesen habe, seien ihm sofort die Ampeln an der Kreuzung Rosdorfer Weg/Wiesenstraße/Brauweg in den Sinn gekommen, sagt Pochert. Er selbst wohnt am Rosdorfer Weg, muss hier fast jeden Tag entlang fahren. Und die „intelligente“ Ampelschaltung an dieser Kreuzung, sagt er, erschließe sich ihm auch nach drei Jahren nicht.

„Viel besser als die alte erkennt diese Ampel, ob und aus welcher Richtung Autofahrer kommen und schaltet für diese auf Grün“, schickt Pochert das Lob vorweg. Es sei verraten: Es ist ein vergiftetes Lob. Denn erstens: „Die Ampeln sind leider nicht intelligent genug, Radfahrer zu erkennen.“ Ganz gleich, „ob man auf seiner eingezeichneten Spur bleibt oder auf die Fläche vor den Autofahrern wechselt – ohne ein zusätzliches Auto bleibt die Ampel rot“.

Da kann er lange warten: Fährt hinter Janis Pochert kein Auto an die Kreuzung heran, bleibt die Ampel rot.

© Quelle: Peter Heller

Dieses Problem, merkt Pochert an, kenne man ja auch von anderen Ampeln im Stadtgebiet. In der Tageblatt-Liste der nervigsten Ampeln taucht aus demselben Grund die Radschnellweg-Ampel an der Kreuzung Kreuzbergring/Goßlerstraße auf. Und mit Christoph Dreßler hat noch ein weiterer Tageblatt-Leser eine solche Ampel ausfindig gemacht, an der Pfalz-Grona-Breite. „Da habe ich mal nachts gewartet, ob sie nicht doch grün wird“, schreibt Dreßler und gibt zu: „Nach zehn Minuten bin ich dann bei Rot gefahren.“

Wenn das aber nur alles wäre, worüber sich Fahrradfahrer auf dem Rosdorfer Weg beklagen müssten. Entlang der kurvigen Straße gibt es einen Rad- und einen Gehweg. Der Radweg aber ist so schmal, dass irgendwann Fahrrad-Piktogramme auch auf die Fahrbahn aufgemalt wurden. Wer sich daran hält, riskiert sein Leben, weiß Pochert aus seinem Alltag zu berichten: „Hier in der schlecht einsehbaren Doppel-S-Kurve sind 50 Kilometern pro Stunde erlaubt. Und die werden auch gefahren.“

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Als Autofahrer aber wird man schnell verwirrt von der hiesigen Verkehrsführung. „Bei Tempo 50 in einer Doppelkurve ohne Fahrbahnmarkierung müssen Radfahrer neben Autos fahren – niemand kann nachvollziehen , warum“, fasst Pochert das Problem zusammen. Aus eigener Erfahrung weiß er zu berichten, dass man hier als Radfahrer eng überholt und manchmal sogar ausgebremst werde. Und: „Tatsächlich wurden mir schon Schläge angedroht, sollte ich nicht auf den Fußweg, also vermeintlichen Radweg, wechseln.“

Viel Platz bleibt für Fahrradfahrer nicht, wenn sie sich die Fahrbahn auf dem Rosdorfer Weg mit dem motorisierten Verkehr teilen müssen.

© Quelle: Peter Heller

Die sprichwörtliche Krone setzen der ganzen Sache dann die zwei Zebrastreifen an beiden Enden der Leinebrücke auf. Auf dem Leineradweg sind schnelle Fahrräder unterwegs, und durch die massiven Brückengeländer sind sie für Autofahrer erst sehr spät zu sehen.

Was müsste sich also ändern? Tempo 30 wäre ein Anfang, ist Pochert überzeugt. Er fürchtet aber: „Bevor sich etwas ändert, muss wohl wieder erst ein Unfall passieren.“ Aber vielleicht werde die Stadtverwaltung ja überraschen.

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Allzu viel Hoffnung macht deren Sprecher Dominik Kimyon aber nicht: „Eine deutliche Verbesserung der beschriebenen Situation am Rosdorfer Weg für alle Verkehrsarten kann nur durch einen Komplettumbau der Straße erreicht werden, bei dem eine Neuaufteilung des zur Verfügung stehenden Straßenraums erforderlich ist. Das ist in den nächsten Jahren nicht geplant.“ Radfahrer leben also auf dem Rosdorfer Weg bis auf Weiteres gefährlich.